Strategien mit Zertifikaten: Unterschied zwischen den Versionen
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== Was ist der Unterschied zwischen Zertifikaten und den anderen beiden Anlageformen wie Aktien und Anleihen? == | == Was ist der Unterschied zwischen Zertifikaten und den anderen beiden Anlageformen wie Aktien und Anleihen? == |
Version vom 19. Oktober 2012, 08:54 Uhr
Dieser Leitfaden gibt einen Überblick über eine Auswahl von möglichen Strategien, die man bei Zertifikaten anwenden kann. Außerdem wird auf die Risiken von Zertifikaten hingewiesen. Zum Verständnis dieses Leitfadens ist es zu empfehlen sich zuerst mit den Grundlagen von Zertifikaten vertraut zu machen.
Was ist der Unterschied zwischen Zertifikaten und den anderen beiden Anlageformen wie Aktien und Anleihen?
Zertifikate sind von ihren Eigenschaften her quasi eine Mischung aus Aktien und Anleihen. Mit Aktien haben sie gemein, dass es auch bei den Zertifikaten so etwas wie Kurse gibt, die sich über den Zeitablauf verändern und von dem Markt abhängen (bzw. von dem Verhalten der Spieler insgesamt), nämlich die Hebel. Das bedeutet, dass Zeit eine wichtige Komponente in der Investitionsentscheidung ist, da man attraktive Angebote nur zu bestimmten Zeitpunkten findet und sich daher entscheiden muss wann man investiert.
Da aber andererseits gezeichnete Zertifikate nicht weiterverkauft oder zwischen den Spielern gehandelt werden können unterscheiden sie sich hierin von den Aktien und ähneln in diesem Aspekt eher den Anleihen. Denn Zertifikate sind, einmal gezeichnet, eine fixe Anlage, deren Anlagewert bis zum Auszahlungstermin nicht schwankt.
Ein ganz wesentliches Merkmal der Zertifikate gegenüber allen anderen Anlageformen ist das spezifische Verlustrisiko, welches durch den nur schwer zu manipulierenden und in seinem Verlauf zu prognostizierenden AGSX entsteht. Zwar ist es möglich den AGSX zu beeinflussen oder zu bestimmten Zeitpunkten auch recht wahrscheinliche Prognosen über den künftigen Verlauf des AGSX zu treffen, allerdings eben auch nur wahrscheinliche, keine sicheren Prognosen. Ein Rest an Unsicherheit wird immer bleiben. Zudem ist das eingesetzte Geld bei einem verlierenden Zertifikat unwiederbringlich weg, anders als bei einem abstürzenden Aktientitel besteht bei einem Zertifikat nicht die Möglichkeit durch Warten oder Einflussnahme auf den Kurs die Verluste wieder wett zu machen. Größere Verluste durch Zertifikate schnell wieder wettmachen zu wollen ginge nur über neue Zertifikate, wo sich wiederum das Risiko der Unsicherheit ergibt und eine neue Quelle potenzieller Verluste.
Welche Strategien bieten sich an, um von Zertifikaten zu profitieren ohne sich einem zu großen Risiko auszusetzen?
Die beste Strategie um Risiko zu verringern ist jene sich gar nicht erst einem Risiko auszusetzen. Das hieße in diesem Fall auf Zertifikate vollständig oder nahezu vollständig zu verzichten. Natürlich haben auch Aktien Risiken, aber diese sind durch Diversifikation und eine mittel- bis langfristige Betrachtungsweise recht gut zu kontrollieren und minimieren.
Wer auf Zertifikate nicht verzichten möchte, sollte folgende Strategien beachten, um das Risiko möglichst klein zu halten:
- Investition in Zertifikate nur bei einer entsprechenden Gegengewichtung von Anleihen, d.h. nur Summen investieren, die im Verlustfall zeitnah durch Erträge aus Anleihen kompensiert werden können.
- Auch bei großer gefühlter Sicherheit keine signifikant großen Anteile des Buchwertes des eigenen Unternehmens in Zertifikaten riskieren. Wo die Grenzen für solche signifikanten Anteile liegen kann man nicht generalisieren, denn es kommt nicht auf die Größe einer AG an oder auf prozentuale Anteile am Buchwert, sondern auf die Fähigkeit die verlorenen Summen am Kapitalmarkt schnell wieder verdienen zu können. Eine AG, die durch Anleihen oder gute Aktieninvestments in der Lage ist 100.000€ in sehr kurzer Zeit zu verdienen, kann auch entsprechend mehr in Zertifikaten riskieren, vor allem wenn sie eine gute Absicherung in Anleihen besitzt. Anleihen können in Verbindung mit Zertifikaten als eine Art Ausfallversicherung bei der Systembank betrachtet werden. Allerdings kosten diese „Versicherungspolicen“ auch Geld über ihren Anlagebetrag hinaus, nämlich das in ihnen gebundene Kapital, welches eventuell in Aktien besser angelegt worden wäre.
- Für Anlageprofis kann auch die Spekulation auf einen so genannten „free lunch“ eine verlockende Option sein. Der „free lunch“ ist ein sicherer Gewinn, bei dem man, unabhängig davon ob das Zertifikat verliert oder gewinnt, in jedem Fall einen Gewinn macht. Dies funktioniert folgendermaßen:
Man kauft für z.B. 100.000€ ein PUT-Zertifikat, wenn der Hebel beliebig groß über 2 ist, also z.B. 2,36. Am gleichen Tag versucht man nun auch noch ein CALL-Zertifikat, ebenfalls mit einem Hebel von über 2 (z.B. 2,15), zu erwerben und investiert auch hier 100.000€. Egal welches der beiden Zertifikate nun am nächsten Tag gewinnt, erhält man auf jeden Fall einen Gewinn, da man in jedem Fall mehr als das Doppelte des Einsatzes ausgezahlt bekommt und dadurch sowohl den Verlust der 100.000€ des einen Zertifikats kompensieren, als auch einen zusätzlichen Gewinn erzielen kann (der zusätzliche Gewinn ergibt sich aus dem Teil des Hebels, der größer 2 ist). Wichtig bei dieser Strategie ist, dass man jeweils vergleichbare Summen in eine gleiche Anzahl von PUT- und CALL-Zertifikaten am gleichen Tag investiert, die alle einen Hebel deutlich größer als 2 benötigen. Da man aber die Bewegung der Hebel nur schwer voraussagen kann und auch das Streuen von Gerüchten beschränkte Wirksamkeit in Bezug auf die Beeinflussung der Hebel aufweist, ist solch eine „free lunch“-Strategie überaus riskant, da die Verfügbarkeit der passenden Hebel unsicher ist, vor allem innerhalb eines Tages. Solch eine „free lunch“-Strategie kann dann recht erfolgreich durchführbar sein, wenn ihr auf dem Hebelchart sich häufig kreuzende PUT- und CALL-Hebelgraphen entdeckt und innerhalb eines Tages beide Hebel zu einem Zeitpunkt über 2 lagen.
- Wer etwas mehr Geld übrig hat kann auch eine "Roulettestrategie" wählen: Man setzt eine Summe auf PUT oder CALL und wenn man verliert setzt man nächstes Mal zu einem Hebel von größer 2 den doppelten Einsatz in das nächste Zertifikat. Verliert man auch hier, verdoppelt man wiederum den Einsatz beim nächsten Zertifikat usw. Hierdurch wird der Verlust oder die Verluste aus den vorigen Versuchen überkompensiert, Voraussetzung ist aber ein ausreichend großer Bargeldbestand und eine hinreichende AG-Größe, um diese Verdopplung der Einsätze im Zweifel auch umsetzen zu können (siehe Spekulationsobergrenze für Zertifikate).
- Man kann den Verlauf des AGSX durch Übernahmen von AGs, die sich im AGSX befinden, beeinflussen. Übernimmt z.B. eine AG eine im AGSX gelistete AG, so rückt statt dieser AG eine andere AG nach (gemäß der Liste in der Zertifikate-Übersicht). Hat diese einen niedrigeren (höheren) Punktewert als die übernommene AG, so wird der AGSX je nach Größe des Punkteunterschieds zum nächsten Stichtag fallen (steigen). Es ist also möglich durch entsprechende Übernahmen den Verlauf des AGSX zu steuern und zu seinem Vorteil zu nutzen.
Abschließendes zu den Zertifikaten
Zertifikate sind eine zwar chancenreiche, aber hochriskante Anlageform, bei der sich selbst erfahrene Börsenspekulanten ordentlich die Finger verbrennen können. Wer dieses Risiko eingehen möchte, sollte dies umso mehr mit Bedacht und Augenmaß tun und die finanzielle Zukunft seines Unternehmens nicht durch leichtfertige Investments in die Zertifikate gefährden. Ich hoffe, dieser Leitfaden hat alle Fragen zu der Funktionsweise der Zertifikate geklärt und ist euch eine Hilfe. Bei den Strategien mag es noch weitere raffinierte Tricks und Kniffe geben, ich denke aber die wichtigsten habe ich kurz angesprochen. Haltet bei den Zertifikaten immer im Hinterkopf, dass diese ein Glücksspiel sind, in dem rationale Erwägungen nur begrenzte Gültigkeit haben.